Zecken im Winter

Noch vor einigen Jahren war von Zecken im Winter nicht viel zu sehen. Doch mit den steigenden Temperaturen verlängert sich auch die Zeckensaison – die in manchen Gegenden jetzt das ganze Jahr andauern kann. Doch wann sind Zecken im Winter unterwegs? Und wie kalt muss es eigentlich werden, damit sie sterben?

Gibt es Zecken überhaupt im Winter?

Einheimische Zecken überleben hierzulande im Winter, auch wenn sie bei wirklich kalten Temperaturen nicht aktiv sind. Erst ab etwa acht Grad Celsius gehen die meisten Arten wieder auf die Suche nach einem Wirt. Die Auwaldzecke kann bereits ab Temperaturen von nur vier Grad Celsius wieder unterwegs sein.1

Wird es im Winter also entsprechend warm, können die Plagegeister durchaus aus ihren Quartieren kommen. Wie im Sommer lauern sie dann auf trockenen Halmen in der Wiese, an den abgestorbenen Stängeln von Stauden und einjährigen Pflanzen oder in den jetzt meist kahlen Zweigen sowie Sträuchern.

Wer sich keinen Biss einfangen will, muss gegen Zecken also auch im Winter die üblichen Zeckenschutz-Tipps beachten.

Hyalomma – sterben diese Zecken im Winter?

Als Larve und Nympe gelangt sie mit Zugvögeln im Frühjahr nach Deutschland: die Hyalomma-Zecke.2 Diese aus Südeuropa, Nordafrika und Asien stammenden Zecken sind nicht nur deutlich größer als die einheimischen Arten, sondern auch deutlich schneller und zudem sehr mobile Parasiten: Sie wandern aktiv auf ihren Wirt zu.2

Durch die zunehmend warmen Winter überlebt die Zeckengattung inzwischen auch in Deutschland. Ab 12 Grad Celsius sind sie aktiv – Funde aus den Herbstmonaten zeigen, dass sie wohl auch kältere Temperaturen nicht unbedingt abschrecken.2 Diese Zecken haben im Winter also inzwischen auch bei uns immer weniger Probleme und breiten sich deshalb aus.

Wann sterben Zecken im Winter?

Einheimische Zecken suchen mit Beginn der kalten Jahreszeit Schutz. Im Winter sind sie daher zum Beispiel in Laubhaufen, Mäusenestern oder Maulwurfshöhlen zu finden. Hier bleibt es vergleichsweise warm. Fällt dann Schnee, isoliert er sie sogar noch gegen den gröbsten Frost. Wenn der Boden im Winter nicht mehr richtig durchfriert, begünstigt das unter Umständen ebenfalls das Überleben mancher Zecken-Arten. Da das in Deutschland durchaus der Fall ist, sterben die Tiere nicht unbedingt aufgrund der kälteren Temperaturen im Winter. Sie können nämlich mit biologischen Frostschutzmitteln wie Glyzerin verhindern, dass ihre Körperflüssigkeiten gefrieren. Wie robust Zecken sind, hängt unter anderem von ihrem Entwicklungsstand und der Länge der Frosteinwirkung ab.

So ist vom Gemeinen Holzbock bekannt, dass er – je nach Entwicklungsstadium – erst bei Temperaturen zwischen -16 und -23 Grad Celsius gefriert. Aktive Tiere erreichen diese Temperaturtoleranz allerdings nicht.3 Sie halten als Nymphen nur etwa -14 Grad Celsius oder als erwachsene Tiere -11 Grad Celsius aus.3 Auch die Dauer der tiefen Temperaturen beeinflusst die Überlebensfähigkeit der Zecken im Winter. Je länger der Frost anhält, umso weniger weit muss er in den Minusbereich hineingehen, um den Zecken zu schaden.3

Umgang mit Zecken im Winter

Aufgrund der wärmeren Temperaturen gibt es Zecken auch im Winter. Dann heißt es in dieser Jahreszeit ebenfalls: Vorsicht Blutsauger! Bei entsprechenden Temperaturen macht es den Parasiten zwar die temperaturbedingt eher dichte Kleidung schwerer, ihren Wirt zu befallen – aber nicht unmöglich.

Wer viel in der Natur unterwegs ist und vielleicht auch etwas abseits der Wege durch die Landschaft streift, sollte sich nach dem Ausflug in die Natur auf Zecken untersuchen. Einmal auf dem Wirt angekommen, krabbeln sie nämlich so lange über die dicke Winterkleidung, bis sie einen Zugang zur menschlichen Haut finden. Dort angekommen lassen sie sich bevorzugt an warmen und eher feuchten Stellen nieder.

Beim Absuchen nach Zecken sollten also auch im Winter Stellen wie Achselhöhlen, Leisten, Hosenbundbereich oder bei Frauen auch die Falte unter der Brust untersucht werden. Zumindest in wärmeren Abschnitten wird so mancher auch im Winterhalbjahr fündig werden.

1 „Gefahr von Zeckenbissen auch im Winter“. Springer Medizin Verlag GmbH, Ärzte Zeitung, https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Gefahr-von-Zeckenbissen-auch-im-Winter-416319.html. Zugegriffen 12.12.2022.

2 „RKI – FSME – Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion“. Rki.de, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/FSME/Zecken/Zecken.html. Zugegriffen 12. Dezember 2022.

3 „Wie überwintern Zecken, und was erwartet uns nach dem kalten Winter? Überlebensstrategien -Welche Temperaturen verkraften die verschiedenen Entwicklungsstadien? -Aktuelle Feldbeobachtungen“. Dgk.de, https://dgk.de/fileadmin/user_upload/Veranstaltungen_pdf/FSME/FSME_2012/Erfurt/Abstracts/Abstract_Dautel_Erfurt_2012.pdf. Zugegriffen 12. Dezember 2022.