Die Psychologie hinter Spielautomaten

Ob Supermärkte oder Mobile Gaming: In vielen Bereichen haben Psychologen die Aufgabe, sich menschliche Verhaltensweisen zunutze zu machen, um die Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Auch Spielautomaten versuchen, den Spieler laufend zu beeinflussen. Die Ziele sind klar: Eine längere Verweildauer und Fehlannahmen, die Gewinnchancen betreffend. Hierzu setzen Online-Slots die verschiedensten Tricks ein.

Eskapismus läuft zur Höchstform auf

Wer dem tristen Alltag entfliehen will, widmet sich Video-Streaming, Computerspielen oder auch den zahlreich angebotenen Slots. Eskapismus bezeichnet die – oft unbewusste – Flucht vor den Tücken der realen Welt. Slot-Spiele zerren den Spieler in eine andere Welt. Ohne nachdenken zu müssen, werden Drehungen angestoßen, leise hoffend, dass ein Gewinn herausspringt.

Um Spieler in ihren Bann zu ziehen, machen sich Video-Slots Bild und Ton zunutze. Nach einem Gewinn springen Münzen durchs Bild, mit riesigen Lettern wird von der Auszahlung gekündet. Während Freispielen erklingt im Hintergrund oft ein anderer Soundtrack; Gewinne werden von speziellen Sounds begleitet. Spielautomaten bedienen sich diverser Kniffe, um positive Erinnerungen zu verfestigen. Statt verlustreiche Drehungen abzuspeichern, wird der Fokus des Spielers auf die seltenen Erfolgsmomente gelenkt.

Einfacher Einstieg

Automatenspiele sind vorwiegend eines: Einfach zu spielen. Roulette, Blackjack und andere Casino-Spiele setzen voraus, dass die Regeln bekannt sind. Zudem gibt es Einsatzsysteme und Strategien, mit denen sich der Hausvorteil des Casinos mindern lässt. Es dauert einige Zeit, sich die Grundlagen anzueignen. Das ist jene Zeit, die Gelegenheitsspieler nicht investieren wollen.

Video-Slots sind vergleichsweise intuitiv zu spielen. Selbst wenn unklar ist, wie viel einzelne Symbole auszahlen und wie Freispiele ablaufen, hat jeder die gleichen Gewinnchancen. Des Weiteren ist das Spielprinzip oft bekannt, da Spielhallen und Gaststätten zahllose Geldspielgeräte beherbergen.

Der Reiz des Unbekannten

Beim Blackjack und Roulette ist die Gewinnerwartung einigermaßen vorhersehbar. Online-Slots sind dagegen unberechenbar – und diese Ungewissheit hat ihren Reiz. Nicht zu wissen, wann die nächsten Freispiele ausgelöst werden und was diese parat halten, animiert Spieler, eine weitere Drehung zu riskieren. Noch eine. Und noch eine.

Weist der Spielautomat zusätzlich einen Jackpot auf, verstärkt sich dieser Effekt. Genau wie beim Lotto ist die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot zu knacken, verschwindend gering. Entgegen aller Vernunft entrichten Spieler Einsätze, in der Hoffnung, den Jackpot an sich zu reißen. Schließlich gab es schon Gewinner, denen das Kunststück gelungen ist. „Warum sollte ich nicht auch Glück haben?“, so die Denkweise.

Kognitive Dissonanz

Ob Zigaretten, zuckerhaltige Lebensmittel oder übermäßiger Medienkonsum: In der realen Welt verhalten sich Menschen des Öfteren unvernünftig. Etwaige Bedenken werden beiseitegeschoben und ignoriert. Psychologen sprechen in diesem Fall von kognitiver Dissonanz, einem ungemütlichen Geisteszustand, der zur Folge hat, dass Betroffene oft Illusionen erschaffen, um den inneren Konflikt zu beseitigen. Beim Zigarettenkonsum wird etwa angezweifelt, dass Rauchen überhaupt Lungenkrebs fördern würde – mit dem Verweis auf Menschen, die noch im hohen Alter rauchen.

Auch bei Video-Slots erstrahlt die kognitive Dissonanz in voller Blüte. Denn: Eigentlich spiegelt der RTP prozentual wider, welche Verluste mit jedem Einsatz zu erwarten sind. Da die Return-to-player-Werte unter 100 % liegen, ist der Erwartungswert immer negativ. Dennoch wird weitergespielt, im meist falschen Glauben, man selbst würde zu den wenigen Gewinnern gehören und nach Erringen des Jackpots sofort aufhören. In Wirklichkeit rückt nur die nächste Einzahlung näher, und der Jackpot landet auf dem Konto eines anderen Spielers. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, sehr viel höher als der Irrglaube, der aus der Dissonanz resultiert.

Permanente Konditionierung

Laut Aktenlage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben 2021 allein in Deutschland etwa 430.000 Menschen ein problematisches Spielverhalten gezeigt. Da Spielhallen und Online-Spielotheken lediglich Slots offerieren, ist der Hauptschuldige schnell entlarvt.

Grund für das Suchtpotenzial ist die ständige Konditionierung, die von den bunten Slots ausgeht. Plötzlich kommt es zur Auszahlung – die fast reicht, um die vorherigen Verluste wettzumachen. Wenig später folgen Freispiele – die zwar am Ende nur wenig auszahlen, aber beim nächsten Mal läuft es bestimmt besser. Wiederholt werden den Spielern kleine Glücksmomente zuteil, die das erwünschte Verhalten – ein „Weiter so“ – herbeiführen wollen.

Das Fiese: All dies setzt den Neurotransmitter Dopamin frei, der Spieler fortwährend zu den Slot-Spielen zurückholt, ganz gleich, wie verlustreich eine Session ausgegangen ist. Bei manchen Menschen ist die Konditionierung so stark, dass sie in eine Spielsucht mündet.

Interaktive Elemente

In einer Studie der University of Virginia haben Forscher herausgefunden, dass viele Menschen lieber Stromschläge kassieren, als nichts zu tun. Zu Studienzwecken wurden Probanden allein in einen Raum gesetzt, mit der Bitte, den eigenen Gedanken nachzuhängen. Im Raum befand sich lediglich ein Stuhl und ein Knopf, der unangenehme Elektroschocks auslöste – hierauf wurden die Teilnehmer im Vorfeld hingewiesen. Binnen 15 Minuten sahen sich rund 25 % der weiblichen und zwei Drittel der männlichen Probanden gezwungen, auf den Knopf zu drücken.

Ob Entwicklerstudios ausgerechnet diese Studie zum Vorbild hatten, ist unbekannt. Allerdings ist gewiss, dass interaktive Bedienelemente wie ein Pick & Click Bonus bei Slots das Interesse von Spielern steigern. Zugleich erlangen die Spieler ein Gefühl der Kontrolle zurück. Auch dies wird positiv wahrgenommen, obwohl den meisten einleuchtet, dass der Zufall die Oberhand behält.