Hamburg und der Charme der 68er
Die ehemalige Hansestadt Hamburg hat schon viele spannende Epochen erlebt. Der Zeitgeist früherer Jahre ist vielerorts auch heute noch spürbar. Bedeutende Zeugnisse der Vergangenheit sind zum Beispiel der 1310 errichtete Leuchtturm Neuwerk oder die Hamburger Wallanlagen aus dem 17. Jahrhundert. Einen Eindruck von der geschichtlichen Entwicklung der Stadt verschaffen auch die rund 60 Museen. Am Interessantesten sind jedoch die kulturellen Einflüsse aus jener Zeit, die noch nicht einmal so lange zurückliegt und dennoch die Menschen in vielen Teilen der Welt prägte. Hamburg war einst ein bedeutender Mittelpunkt der Hippie-Kultur. Es macht Spaß, sich in der Hansestadt auf Spurensuche zu begeben.
Kehren die wilden 68er zurück?
Die aktuelle Diskussion hinsichtlich der Legalisierung von Cannabis macht deutlich, dass sich Deutschland seit rund 50 Jahren Abstinenz vielleicht bald wieder in einer ähnlichen Phase befindet, die der 68er Generation ein ganz besonderes Lebensgefühl vermittelte. Gemäß dem Sponti-Spruch „High sein, frei sein!“ konsumierten die Hippies Drogen in großem Stil, darunter nicht nur Haschisch und Marihuana, sondern auch das chemisch hergestellte LSD. Dass dieser besondere Lifestyle eine Renaissance feiert, zeigt das große Interesse an den Cannabissamen von Fast Buds. Hanfpflanzen selbst zu ziehen, liegt inzwischen voll im Trend. Um die Faszination der Hippie-Epoche nachvollziehen zu können, lohnt sich eine Zeitreise in das Hamburg der 60er Jahre. Eng verbunden mit der Hansestadt waren zum Beispiel die Beatles. Paul McCartney, Mitglied der englischen Kultband, meinte einmal, dass die Drogen ihren Weg in alles fanden, was die Musiker taten. Weltweit bekannt war ihr LSD-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“. Ihren ersten Auftritt hatten die Beatles im Hamburger Musikclub Indra. Diesen Club gibt es heute noch, sodass sich ein Ausflug nach St. Pauli schon allein deshalb lohnt. Der Club befindet sich neben der Reeperbahn am Ende der Großen Freiheit. Den Besucher erwartet eine authentische Atmosphäre mit Indie-Flair. Live-Konzerte, DJ-Events und Partys bereichern den Veranstaltungskalender.
Hippie-Hochburg und Kriminalschauplatz
Hamburg stand einst im Zentrum der 68er Jahre und ihren Revolten. Damals herrschte nicht nur Flower Power, Friede, Freude und Eierkuchen, sondern es ging auch handfest zur Sache. Die 68er-Bewegung ist immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. Die einen loben den Protest gegen den blinden Obrigkeitsgehorsam und die freiheitsraubenden Rollenklischees. Die anderen bemängeln das Zersetzen der Werte- und Leistungsgesellschaft. Doch wie dem auch sei, die Hansestadt war immer wieder Schauplatz spektakulärer Aktionen. So kam zum Beispiel am 2. März 1972 ein Polizist ums Leben. Die Polizei jagte damals im Hamburger Stadtteil Rotherbaum nach den Mitgliedern der Baader-Meinhof-Bande. Das RAF-Mitglied Manfred Grashof zog seine Waffe und schoss auf Kriminalhauptkommissar Hans Eckhardt. Schon im Jahr zuvor fiel am 22. Oktober in der Hansestadt ein Polizeibeamter der RAF zum Opfer. Am 19. Mai 1972 verübte die RAF in Hamburg einen Sprengstoffanschlag auf das Verlagshaus von Springer. Dabei wurden 17 Mitarbeiter verletzt. Am 13. September 1975 ging am Hamburger Hauptbahnhof ein Sprengsatz in die Luft. Die RAF wies die Anschuldigungen zurück Hamburg ist sozusagen nicht nur die Heimat lasziven Drogendunstes und szenetypischer Bars, sondern auch Kriminalschauplatz. Gerade diese Gegensätze faszinieren den Besucher und wecken das Interesse an dieser besonderen Epoche der Hamburger Geschichte. Ein solcher Geschichtsspaziergang vermittelt die unterschiedlichsten Eindrücke.