Hamburg setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz
Die Hansestadt versucht, sich seit rund eineinhalb Jahren verstärkt im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu positionieren. Seither gibt man sich große Mühe, das Thema voranzubringen. Schließlich besteht die digitale Zukunft aus so viel mehr als aus dem autonomen Fahren, der Blockchain oder Virtual Reality. Deshalb haben die Verantwortlichen der Stadt mehrere Projekte angestoßen, die Hamburg wieder auf die Überholspur bringen sollen.
Im Oktober 2019 gab der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann offiziell den Startschuss für ein neues Kompetenzzentrum. Dieses widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Schließlich hat sich diese in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Seit erstmals eine Künstliche Intelligenz den Schach-Weltmeister Garry Kasparov geschlagen hat, ist viel Zeit verstrichen. Die Maschinen sind längst in der Lage, wohlüberlegte und begründete Entscheidungen zu treffen. Dazu hatte sich nun auch Hamburg durchgerungen. Die Hafenstadt musste sich in der Vergangenheit wiederholt vorwerfen lassen, den Trend verschlafen zu haben.
Das Kompetenzzentrum wirkt branchenübergreifend
Das sollte mit der Gründung des Vereins Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) der Vergangenheit angehören. Zu viele Start-ups waren zuletzt nach Berlin oder München abgewandert. Nun wollte man der Szene ein Kompetenzzentrum bieten, das auch massiv in die Bildung investiert. Die branchenübergreifende Initiative aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft bündelt seither das technische Know-how und vernetzt Forschung und Unternehmen. Die Stadt unterstützt das Projekt jährlich mit 800.000 Euro und hofft auf innovative Initiativen. Damit nicht genug fließen weitere 100.000 Euro pro Jahr an Mitgliedsbeiträgen in den Verein.
KI-Unterstützung für Mediziner
Doch das war den Stadtvätern noch nicht genug. Sie zogen ein weiteres Großprojekt hoch. Der KI-Space für ein intelligentes Gesundheitssystem ist ein Forschungszentrum, in dem sich die Wissenschaftler der Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz in der Medizin widmen. Daran beteiligt sind nicht nur die Universität Hamburg, sondern auch drei weitere Hochschulen. Die Universität Hamburg ist mit 40.000 Studenten die größte Forschungs- und Ausbildungsstätte in Norddeutschland. Die Voraussetzungen für den Erfolg sind also gegeben.
Diese Notwendigkeit hat auch der Bund erkannt. Er schießt innerhalb von drei Jahren eine Fördersumme von rund zehn Millionen Euro für den Betrieb der Einrichtung zu. Im Fokus deren Arbeit stehen intelligente Gesundheitssysteme. Sie sollen Anwendungen wie robotische Assistenzsysteme oder Smart-Living-Home-Assistenten ermöglichen. Diese könnten den Spezialisten zukünftig bei der Diagnose von Krankheiten unterstützen.
Private mischen mit
Damit nicht genug haben mittlerweile auch private Initiativen den Markt für Künstliche Intelligenz für sich entdeckt. Da gibt es beispielsweise die Initiative AI.Hamburg. Sie wurde von dem Unternehmerpaar Petra Vorsteher und Ragnar Kruse ins Leben gerufen. Hier haben sich führende Initiativen im Bereich Künstlicher Intelligenz zusammengeschlossen. Sie möchten die lokale Wirtschaft in Deutschland bei der Anwendung dieser Technologien unterstützen. AI.Hamburg bietet Workshops und Informationsveranstaltungen zum Thema an. Ziel ist der Aufbau eines Ökosystems, das Hilfestellung bei der Auswahl von Dienstleistern und bei der Implementierung von Projekten bietet.
Ein weiteres gutes Beispiel für die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist das Health AI Hub im Astra-Turm in St. Pauli. Hier haben sich vier Hamburger Start-ups zusammengeschlossen. Mittendrin befindet sich die Firma MindPeak. Sie hat eine Software entwickelt, die innerhalb kürzester Zeit Brustkrebszellen in einer Gewebeprobe erkennen kann. Diese Innovationen setzen den bekannten düsteren Zukunftsvisionen einen ermutigenden Part entgegen. Sie stellen nachhaltig unter Beweis, welche Möglichkeiten die Künstliche Intelligenz bietet.
Ein weiteres interessantes Projekt in Hamburg geht gerade in seine zweite Testphase. Die unbemannte Drohne Medifly soll Krankenhäuser miteinander vernetzen. Das Unternehmen Flynext möchte beweisen, dass es bereits praxistaugliche Anwendungen für Drohnen gibt. Sein Projekt soll einen schnellen und vor allem kontaktlosen Transport sicherstellen. Ende des vergangenen Jahres startete die zweite Testphase. Medifly soll nun in einem regelmäßigen Betrieb getestet werden.
Diese Drohnen sind mit einer speziellen Software ausgestattet, die garantieren soll, dass sie sich nicht verirren kann. Damit das in der Praxis klappt, ist ein umfangreiches Kartenmaterial notwendig. Flynext nutzt dazu nicht weniger als 180 verschiedene Quellen, um die punktgenaue Navigation von Medifly sicherzustellen. Das Ziel des ambitionierten Vorhabens ist klar.
Die Betreiber möchten den Verkehr verringern und die Transportzeiten reduzieren. Gleichzeitig geht es auch darum, die Flüge der Drohnen gefahrlos in den urbanen Flugverkehr zu integrieren. In Zusammenarbeit mit Behörden und Krankenhausbetreibern möchten die Entwickler beweisen, dass mit dem Einsatz dieser Drohnen im Krankenhausalltag wertvolle Zeit gespart werden kann.
Medifly ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Entwicklung von Projekten mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz rasant voranschreitet. Hamburg hat die Trends der Zeit erkannt und die Basis für Forschung und Entwicklung gelegt. Nun sind die Wissenschaftler gefordert, ihr theoretisches Know-how auf den Boden zu bringen und leistungsfähige Anwendungen zu entwickeln.