Gaming in Hamburg
Hamburg ist nicht nur Deutschlands zweitgrößte Stadt, was die Einwohnerzahl betrifft, sie ist auch einer der Hotspots, was die Gaming-Szene anbetrifft.
Das fängt bei der Entwicklerszene an. Zwar ist die Hansestadt nicht mehr der Spitzenreiter, was die Spielebranche angeht, aber noch immer werden an den hiesigen Hochschulen regelmäßig Nachwuchsteams ausgebildet, die schon bald durch Auszeichnungen in der Branche auffallen. Auf sich aufmerksam machen die Hamburger Spieleentwickler vor allem mit Strategiespielen wie “Elvenar”, “Goodgame Empire” oder “We Farm”, wo es darum geht, die eindrucksvollste Stadt zu bauen oder sich im Wilden Westen zu behaupten.
Dass Hamburg Konkurrenz hat in der milliardenschweren deutschen Gamingbranche, die allein im Jahr 2020 insgesamt 8,4 Milliarden Euro umgesetzt hat, wird in erster Linie auf hohe Fördertöpfe in anderen Bundesländern zurückgeführt. Mit rund 200 Unternehmen und 2900 Beschäftigten 2021 mangelt es den hanseatischen Kreativen jedenfalls nicht an Potenzial. Hamburg ist Heimat für große Studios wie Bigpoint, Gamigo, Goodgame Studios und InnoGames, unabhängige Firmen wie Bytro Labs, Daedalic Entertainment und Deep Silver Fishlabs, aber auch Indie-Studios wie Rockfish Games und Tiny Roar.
Made in Hamburg sind auch Online-Casino-Spiele von Whow Games, obwohl es dabei nicht um Geld geht. Wenn Sie stattdessen lieber in Person zocken wollen, ist Hamburg gleich Standort von vier der 65 deutschen Spielbanken, die unter Aufsicht der Hamburger Justizbehörde stehen. Das so genannte Große Spiel ist in den Einrichtungen Esplanade und Reeperbahn im Angebot. Pokern können Sie allerdings nur in der Spielbank Esplanade am eleganten Stephansplatz, wenn es mehr als nur Online Poker sein soll.
Hamburg ist aber nicht nur ein Tummelplatz für Spieleentwicklung, sondern auch für Gamer aller Art. Hier sind einige der populärsten Streamer Deutschlands zu finden, die auf Twitch und YouTube ihre Fans mit selbst kommentiertem Live-Gaming, Chat-Shows und mehr unterhalten.
Zu den Platzhirschen gehört dabei der gebürtige Buxtehude Marcel “MontanaBlack” Eris. Seit 2013 ist der Streamer, der auch durch seine offenen Bekenntnisse zu einer durch Drogen und Diebstahl geprägten Jugend bekannt geworden ist, auf Twitch aktiv. Er wechselt immer wieder mal die Spiele, konzentriert sich aber derzeit auf Grand Theft Auto 5, Call of Duty: Warzone, sowie Fortnite und lädt seine Fans zu Just Chatting ein. Damit ist er zum Multimillionär geworden und kann sogar auf internationaler Ebene mit den Branchenriesen mithalten. Mit einer Reichweite von 4,13 Millionen Follower ist er einer der unangefochtenen Superstars der deutschen Streamingszene, auch wenn er seinen Spitzenplatz auf der Liste der einheimischen Twitch-Streamer in diesem Jahr abgeben musste.
Auf Nummer Eins liegt derzeit der FIFA-Kicker und ehemalige virtuelle Hertha BSC-Profi Elias “eliasn97” Nerlich, der es unter anderem zum Miteigentümer des Schweizer FIFA-Teams Fokus Clan gebracht hat. Schon an dritter Stelle liegt aber wieder ein Hanseat. Max “Trymacs” Stemmler hat sich mit den Mobile-Games Clash of Clans und Clash Royal zu einem internationalen Streamingstar entwickelt. Dabei hat er das zum Teil anderen Events zu verdanken, wie dem Pokemon-Karten-Event vom Januar 2021, bei dem er gemeinsam mit dem ebenfalls zu den Größen der Twitch-Szene zählenden Kevin “PapaPlatte” Teller vor laufender Kamera Karten mit den kleinen Monsterchen aus speziellen Booster-Packs zog. Heute schalten sich teilweise Hunderttausende ein, wenn er auf seinem Kanal GTA-RP spielt, erfolgreich sein Glück beim Öffnen von FIFA-Packs auf die Probe stellt oder eine Talkshow abhält.
Virtueller Fußball steht hoch im Kurs, und das auch in Hamburg. Wenn sich auch die beiden realen Bundesligavereine der Stadt weiter in der 2. Bundesliga behaupten müssen, nachdem der HSV im Relegationsspiel gegen Hertha BSC Berlin den Aufstieg vermasselt hatte und der 1. FC St. Pauli seine lange Zeit währende Führung nicht durchhalten konnte, sind die hiesigen Konsolenkicker nicht zu unterschätzen. St. Pauli ist in der virtuellen Bundesliga bis ins Finale gekommen gegen RB Leipzig gekommen.
Wenn Sie testen wollen, ob und welche eSports Ihnen persönlich am meisten liegen, Sie sich verbessern wollen oder sogar einen Versuch in Sachen Streaming planen, sind Sie in der Play Bay im Herzen der Stadt richtig. Das Event-Center an der Großen Reichenstraße bietet unter anderem Bootcamps und privates oder Gruppencoaching an. Außerdem können Sie allein oder im Freundeskreis auf High-End Gaming PCs zocken, eine eigene LAN-Party mit diversen Games feiern oder eine der abgetrennten Streamingboxen mieten. Für Mitglieder gibt es zudem Turniere und mehr. Gespielt werden können in der Play Bay CounterStrike: Go, Valorant, League of Legends, Fortnite und FIFA. Außer Monatsmitgliedschaften können auch Tagestickets erworben werden.
Voll auf die Gaminggemeinschaft eingestellt ist auch das RCADIA. Das 20.000 Quadratmeter große Gaming-House gilt als das größte seiner Art in Europa. Aus dem ehemaligen Tagungshotel ist dabei ein Videospielparadies geworden. Auf 4K-Fernsehern können Sie hier auf der Playstation 5 daddeln oder in einem der auf bis zu sechs Personen ausgelegten Gamingräume spielen. Virtuelle Escape-Räume und Autoracer werden ebenso angeboten wie High-End-Gaming-Rechner mit Spielen wie League of Legends, Valorant, Rocket League oder Smash Brothers. Training durch lokale Profis ist ebenfalls buchbar. Zudem gibt es spezielle Gaming-Events wie MOBA Monday, Fortnite Friday und Shooter Saturday. Das RCADIA ist außerdem auf Live-Events und größere eSport-Turniere eingerichtet. Eine 600 Quadratmeter große Eventfläche, zu der auch Bühne, Kommentatoren Kabine und Produktionsräume gehören, sollen dazu beitragen, das Gaminghotel zur Nummer eins in Deutschland und zum ersten einer Kette ähnlicher Gaming-Häuser zu machen.
Mit rund 34,4 Millionen Leuten, die gelegentlich oder regelmäßig auf dem Handy, dem Tablet, der Konsole oder dem PC zocken, ist die Bundesrepublik eine Hochburg der Videospieler. Bei den 16- bis 29-Jährigen liegt der Anteil der Gamer sogar bei rund 81 Prozent. Dabei lagen bei einer Umfrage 2021 insgesamt so genannte schnell gezockte Casual Games wie Candy Crush, Kartenspiele oder Puzzle mit 80 Prozent vorne, was die Nutzung anbetrifft. Doch schon an zweiter Stelle wurden Strategie-, Aufbau- und Managementspiele wie Anno 1800 genannt, die von 71 Prozent der Zocker zumindest ab und zu gedaddelt werden. Actionspiele wie Call of Duty und Battlefield, die mehr Zeit brauchen und zudem häufig im Team gespielt werden, lagen mit 64 Prozent an dritter Stelle.
Dass gerade Action- und Strategiespiele sehr anspruchsvoll sein können, was Koordination, Köpfchen und Teamfähigkeit anbelangt, zeigt die Popularität der in offiziellen Ligen gespielten eSports. Der FIFA eWorldcup ist dabei noch eine der bekanntesten, aber trotz 250.000 US-Dollar Preisgeld für den Weltmeister am geringsten dotierten Großereignisse. Das lukrativste Videospiel ist mit großem Abstand DOTA2, welches etliche Profigamer zu Multimillionären gemacht hat. Der erfolgreichste deutsche DOTA2-Spieler ist Kuro “Kuroky” Takhasomi vom Team Liquid, der im eSport mittlerweile mehr als 4,165 Millionen Dollar an Preisgeld kassiert hat.
Ein derartiger Erfolg ist zwar selten, aber mit Einrichtungen wie der Play Bay und dem RCADIA haben Sie als Gamer in Hamburg gute Chancen, Ihr eigenes Spiel enorm zu verbessern, egal, ob Sie es als Freizeitspaß betrachten oder den Beitritt in eine Liga überlegen. Viel besser als in der Hansestadt geht es in Deutschland nicht.