Die Speicherstadt erhält Weltkulturerbe-Titel

Hamburg hat’s geschafft: Die Speicherstadt erhält Weltkulturerbe-Titel

Die Speicherstadt in der HafenCity steht seit jeher für Weltoffenheit und Kaufmannstradition. Schon seit 1991 steht sie unter Denkmalschutz, doch das sollte nicht reichen. Also dachte man sich, dieser Fleck Hamburgs müsse auch das Zeug zum Weltkulturerbe habe. Gemeinsam mit dem nahe gelegenen Kontorhausviertel und dem Chilehaus wurde sich bei dem Welterbekomitee der UNESCO, um den begehrten Titel beworben, was nun endlich geklappt hat – für unsere schöne Stadt ist es übrigens der erste Kulturerbe-Titel.

Die Speicherstadt und das Kontorhausviertel

Die berühmte Speicherstadt ist ein Lagerhauskomplex, welcher auf Eichenpfählen errichtet wurde und als der größte seiner Art der Welt gilt. Ihr Bild bildet sich aus der 26 Hektar großen Fläche, die, die Kehrwieder und Wandrahm, also die ehemaligen Elbinseln und die Fleete einbezieht. Die Kehrwieder und die Wandrahm wurden 1532 in die feste Stadt einbezogen, wozu auch die Anlegung des Brooktors gehörte. Zudem gehören zum Bild der Speicherstadt die 15 Backsteinbauten, welche im Stil der Neogotik, einer Unterart des Historismus, erbaut wurden. Die einzelnen Gebäude sind entweder durch kleine Weg- oder Wasserstraßen sowie Brücken zu erreichen und verbunden. Um die insgesamt drei Bauabschnitte realisieren zu können, wurden Franz Andreas Meyer, seines Zeichens Oberingenieur der Hamburger Baudeputation, Christian Nehls (Wasserbaudirektor) und Carl Johann Christian Zimmermann (Baudirektor) verpflichtet. Sie hatten ein Team aus 24 Architekten und Bauzeichnern sowie 15 Ingenieuren zur Seite, sodass das Teilstück des Hamburger Freihafens Gestalt annehmen konnte. Doch dass der Bau überhaupt begonnen werden konnte, hatte auch seinen Preis: Es musste der deutschen Einheit zugestimmt werden. Somit ist sie auch ein politisches Denkmal, auch wenn vielen das auf den ersten Blick nicht bewusst ist.

1888 wurde sie dann durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht, doch es dauerte noch eine Weile, bis die Speicherstadt komplett fertiggestellt war.

Heute ist sie nicht mehr Teil des Freihafens, was an der Verlegung der Freihafengrenze von  2003 liegt. Seit 2004 ist die Speicherstadt damit zollrechtliches Inland geworden und gleichzeitig Teil der HafenCity, womit erreicht wurde, dass die Innenstadt um 40 Prozent wachsen konnte.

Mehr über die Geschichte der Speicherstadt können Sie im Speicherstadtmuseum erfahren.
Das Kontorhausviertel wurde in der Zeit von 1920 und 1940 und dient seit dem als Büroviertel, womit es das Erste in Europa war. Das Chilehaus wurde von Fritz Höger entworfen und gilt als ein perfektes Beispiel des norddeutschen Klinkerexpressionismus. Das von 1922 bis 1924 erbaute Gebäude erinnert an ein Schiffsbug.

Speicherstadtmuseum

Am Sandtorkai 36
20457 Hamburg
Tel. 040 / 32 11 91, Fax 040 / 32 15 30
info@speicherstadtmuseum.de

Öffnungszeiten

Montags bis freitags: 10 bis 17 Uhr
Samstags, sonntags und feiertags: 10 bis 18 Uhr
November—März: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr

Verdienter Titel

Die Bewerbung für als Weltkulturerbe war eine gute Entscheidung. Das Speicherensemble und das Kontorhausviertel sind laut Ansicht des Welterbekomitees ein „hervorragendes Beispiel für einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Menschheits-Geschichte“, die so versinnbildlicht werden. Ergänzt wurde die Monofunktionalität. Gemeint ist damit, dass die Speicherstadt für ein unglaubliches Handelswachstum im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert steht.

Dass die Speicherstadt und das Kontorhausviertel es geschafft haben, das Welterbekomitee zu überzeugen, erfüllt alle Hamburger mit viel Stolz. Stellvertretend äußerte sich unser Bürgermeister  Olaf Scholz (SPD) zu dieser Ehre: „Ich freue mich außerordentlich über diesen Erfolg. Wir Hamburger dürfen stolz sein auf unsere neue Welterbestätte.“ Dass das aber nicht nur für Prestige sorgt, ist allen klar: „Wir nehmen nun gern die Verantwortung für den Schutz und die Vermittlung dieses Erbes wahr“, fuhr der  SPD-Politiker fort. Auch, dass dies große Chancen auf die Weiterentwicklung der Stadt bietet, sollte an dieser Stelle gesagt sein. Die Kultursenatorin Barbara Kisseler sieht darin die Möglichkeit, Hamburg auf kulturell-internationaler Schiene zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. Damit dürfen mehr Touristen auf unsere schöne Stadt aufmerksam werden, was vor allem auf Reisende aus den USA, China, England und den skandinavischen Ländern zutreffen würde. In wie fern sich dies bewahrheitet, bleibt natürlich abzuwarten, doch die Prognosen stehen verdient gut.

Was lange währt, wird endlich gut

1999 war es so weit, dass das Chilehaus auf die Vorschlagsliste für Nominierungen kam. 2007 entschied man sich dazu, die Bewerbung zu erweitern und auch die Speicherstadt als Kulturerbe anerkennen zu lassen. Doch es sollte noch einige Jahre, genauer bis Anfang 2014 dauern, bis die Bewerbungsunterlagen dann endlich in Paris bei der UNESCO eingereicht werden könnten.

Kriterien, die erfüllt werden mussten

Es dürfte klar sein, dass nicht jede Stätte zum Kulturerbe ernannt werden kann. Dazu müssen einige Kriterien erfüllt werden. Unter anderem muss gewährleistet sein, dass es sich um ein „Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft“ handelt. Auch kann und muss ersichtlich sein, dass Werte aus vergangenen Zeiten in Bezug auf Entwicklung von Architektur oder Technologie vorhanden war (oder ist), das Zeugnis von vorhandenen oder untergegangenen Kulturen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Die Architektur ist auch ein wesentlicher Bestandteil, um diesen Titel zu erhalten, denn sie prägt nicht nur eine Stadt wie Hamburg, sondern ist zudem ein Zeugnis eines wichtigen Teils der Menschheitsgeschichte.