Beim Roulette gewinnen – reines Glück oder schlaue Strategie?
Wer träumt nicht manchmal davon über Nacht reich zu werden, den Job an den Nagel zu hängen, ein Traumhaus zu kaufen oder anstatt zu arbeiten die Welt zu bereisen. Glückspiele üben seit Jahrhunderten eine große Faszination auf Menschen aus aller Welt aus – nicht nur wegen der Hoffnung, den Jackpot zu knacken und schlagartig zum Millionär zu werden, sondern auch, weil sie Unterhaltung, Spannung und Glücksgefühlen erzeugen, sofern man denn eben gewinnt. Ebenso alt wie die klassischen Casinospiele sind Bemühungen von Gaunern wie auch schlauen Wissenschaftlern eine Strategie zu entwickeln, die die Casinos überlistet. Manchen gelang dies, zumindest so lange, bis sie aufflogen, und aus diesen Bemühungen ergaben sich gängige Methoden, die von jedem angewandt werden können – wobei von vornherein betont werden muss, dass es hierbei niemals eine Garantie gibt.
Wer regelmäßig im Casino zockt – sei es in einer landbasierten Spielbank oder online – weiß, dass man in der Regel mehr verliert als gewinnt. Der Hausvorteil des Casinos ist nicht von der Hand zu weisen, zumal dieses auch kein Budgetlimit hat. Am Ende gewinnt immer die Bank, das weiß jeder, und das Betreiben eines Casinos ist ein lukratives Geschäft. 2022 wurden in Deutschland allein 10,4 Milliarden Euro aus dem Spiel-, Wett- und Lotteriewesen umgesetzt, bis 2025 soll dieser Betrag auf 16,6 Milliarden Euro ansteigen, so die Prognose. Die einzelnen Spiele hingegen freut sich schon, wenn er mit einem Gewinn von ein paar hundert Euro heimgeht, und natürlich tut der erfahrene Casinobesucher dabei alles, um seine Gewinnwahrscheinlichkeiten zu erhöhen. Sei es Black Jack, Poker oder Roulette – wer oft spielt verfolgt in der Regel eine bestimmte Strategie, anstatt auf Glück allein zu setzen, wenngleich dies, wie der Name bereits sagt, beim Glückspiel stets eine große Rolle spielt.
Im Fall von Poker wird am häufigsten diskutiert, ob das Spiel diese Bezeichnung zurecht verdient, denn Mathematiker haben bereits nachgewiesen, dass auf Dauer mit Strategie häufiger gewonnen wird als durch reinen Zufall. Bereits vor einigen Jahren gelang es mithilfe von künstlicher Intelligenz beim Pokern zu gewinnen, das System Pluribus schlag dabei gleich fünf Mitspieler. Pokerturniere auf aller Welt werden gewinnbringend von Profis gespielt, wobei es sich hierbei ähnlich wie bei Schachturnieren, inzwischen eher um einen Sport handelt.
Auch bei Black Jack sind verschiedene Strategien bekannt und sogar weltberühmt. Das MIT-Team – gegründet von Studenten am Michigan Institute for Technologie – sahnte in den 80er Jahren in Las Vegas ab, wobei von Gewinnen in Millionenhöhe gesprochen wird, die den Spielern schnell VIP-Status in den meisten Spielbanken der Wüstenstadt einbrachten. Das System des Kartenzählens war ausgeklügelt und nicht unbedingt illegal, gespielt wurde dabei im Team – ein Spieler saß am Tisch und machte unauffällige Einsätze, während sich ein anderer auf das Zählen der abgelegten Karten konzentrierte. Mit einer Geheimsprache verständigten sich die Spieler darüber, welche Karten sich am ehesten noch vergedeckt im Stapel befanden, was wiederum die Spielstrategie und den Einsatz beeinflusste. Die Gruppe war so erfolgreich, dass sie alsbald bekannt wurde, und die Mitglieder aus den Casinos verbannt wurden, bis sich die MIT-Gruppe Anfang der 90er Jahre auflöste.
Auch beim Roulette gibt es verschiedene Theorien, wie man seine Gewinnwahrscheinlichkeiten erhöht und mit Strategie gewinnt. Die Regeln des Spiels sind einfach: gesetzt wird darauf, in welchem Fach des Roulette-Rads die Kugel landet. Dabei ergeben sich von vornherein unterschiedliche Gewinnwahrscheinlichkeiten. Gesetzt werden kann entweder auf einfache Chancen wie gerade/ungerade, manque (1 bis 18) oder passe (19 bis 36), auf Rot oder Schwarz. Bei einfachen Chancen verdoppelt man seinen Einsatz im Falle eines Gewinns. Gesetzt werden kann auch auf das erste, zweite oder dritte Drittel des Tableau, auf dem alle Zahlen angezeigt werden, wie auch auf zwölf, neun, sechs Zahlen etc. bis hin zum Setzen auf eine einzelne Zahl, bei deren Gewinn man den 35-fachen Einsatz erhält. Unterschiedliche Gewinnwahrscheinlichkeiten ergeben sich schon allein dadurch, ob man amerikanisches oder französisches Roulette spielt, da hierbei der Hausvorteil unterschiedlich ist: das amerikanische Rad enthält eine Null sowie eine Doppelnull. Bei einem französischen Roulette-Spiel mit 37 Fächern (36 Zahlen und eine Null) liegt die Auszahlquote bei 97,3 Prozent, bei 38 Fächern (36 Zahlen, Null und Doppelnull) beträgt diese nur noch 94,7 Prozent. Wer seine Chancen also automatisch erhöhen möchte, vermeidet demnach am besten amerikanisches Roulette.
Gerne als erfolgversprechend gepriesen wird beim Roulette auch die Martingale-Strategie, die darauf basiert, dass bei jedem Verlust der Einsatz erhöht wird, wobei der Anteil der Erhöhung von der Gewinnquote abhängig gemacht wird. Gesetzt wird beispielsweise konsequent auf Rot, der Einsatz wird verdoppelt, bis tatsächlich Rot gewinnt, in der Absicht dadurch die vorherigen Verluste auszugleichen. Experten widerlegen jedoch die verlockende Theorie, dass man dabei gewinnbringend aus dem Casino geht: setzt man beispielsweise anfänglich 100 Euro, würde bei zehn verlorenen Spielen der Einsatz bei 51.200 Euro liegen und der Gesamttagesgewinn bei 100 Euro. Kaum jemand besitzt ein derartiges Budget zum Einsatz, zudem liegt die Gewinnwahrscheinlichkeit auch bei einer einfachen Chance aufgrund des Hausvorteils bei weniger als 50 Prozent.
Eine weitere Strategie ergab sich aus dem Versuch aus Geschwindigkeit der Kugel und Drehverhalten des Rads zu schätzen, in welchem Fach sie landen wird. Beim Live Roulette Online mag dies mittels technologischer Möglichkeiten einfacher zu berechnen sein als in landbasierten Spielbanken. Der Mathematiker J. Doyne Farmer entwickelte in den 70er Jahren hierfür eine Maschine, die er unter dem Tisch bediente. Nachdem die Kugel durch den Croupier in Umlauf gebracht wurde, hatte er damit ein bis zwei Sekunden Zeit diese Wahrscheinlichkeit zu berechnen, bevor das „Rien ne vas plus“ (nichts geht mehr) ausgesprochen wurde. Sekundenschnell konnte mittels der Maschine berechnet werden, wie lange das Rad für eine Umdrehung braucht, und wie schnell die Kugel eine Runde macht. Bedient wurde diese mit dem Fuß – und eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 98:100 erhöhte sich in diesem Fall auf 196:100. Wer wiederum seine Gewinnchance um nur drei Prozent vergrößert, bringt diese auf 51,6 Prozent – und hat dabei bei einer einfachen Chance auf Dauer höhere Chancen auf einen Gewinn, wie Experten erklären. Etwas mühsam ist diese Strategie, zumal man dabei in einem analogen Casino nicht erwischt werde darf, und wer zu oft gewinnt, kann ohne Begründung Hausverbot erteilt bekommen. Welche Chancen diese Strategie in Online-Casinos bringt, und welche technologischen Mittel hier zu Verfügung stehen, ist in diesem relativ jungen Markt noch weitgehend unbekannt.
Ebenfalls populär ist die Strategie nach Ungenauigkeiten im Verlauf des Rads zu suchen, indem man die Ergebnisse der vergangenen Runden studiert. Auf einer elektronischen Tafel werden in der Spielbank gewöhnlich die letzten 20 Runden angezeigt. Statistisch betrachtet sollte eine bestimmte Zahl in 38 Umdrehungen nur einmal auftauchen, wenn jedoch bestimmte Zahlen häufiger getroffen werden, kann man daraus Verzerrungen des Rads vermuten, oder auch ein bestimmtes Wurfverhalten des Croupiers.
So verlockend diese Tricks wirken, eine Gewinngarantie ergibt sich auch daraus natürlich nicht, was jedoch nicht bedeutet, dass man blind auf Glück allein vertrauen sollte. Erfahrene Spieler zocken auch beim Roulette mit Strategie – und diese ergibt sich ganz einfach aus der Ermittlung der besten Wahrscheinlichkeiten sowie der entsprechenden Quoten. Profis berechnen ihr Risiko aus Werten wie Spieldauer Einsatzhöhe, Volatilitätsindex und den Wahrscheinlichkeiten je nach Art des Einsatzes, beispielsweise ob auf eine einfache Chance oder eben auf nur vier Zahlen gesetzt wird. Jeder Spieler kann auf diese Weise schlau planen, ob sich ein Einsatz lohnt oder das Risiko zu groß ist, wobei jedem Player zudem zu einem konservativen Bankroll-Management geraten wird, das heißt, wie viel Prozent aus dem Gesamtbudget er pro Rund einsetzen sollte.